Corporate-Banking in Deutschland gerät in die Verlustzone

Während das Firmenkundengeschäft von deutschen Banken weiterhin stabile Erträge bringt, ist die Profitabilität eingebrochen. Darauf deutet zumindest der Corporate-Banking-Index der Unternehmensberatung Bain & Company hin. Denn die Corona-Krise hat für steigende Kreditrisikovorsorgen vor allem im ersten Halbjahr 2020 gesorgt.
Zwar führte das anhaltende Niedrigzinsumfeld dazu, dass das Kreditvolumen mit 1,3 Billionen Euro auf einen neuen Höchstwert stieg und auch die Marge entwickelt sich positiv, doch der Profitabilitäts-Index ist auf minus 12 gesunken. Bei der Finanzkrise war der bisherige Tiefpunkt von minus 5 im zweiten Halbjahr 2009 erreicht worden.
"Je konsequenter sich Kreditinstitute in der Vergangenheit auf ein Krisenszenario vorbereitet haben, desto vielfältiger sind jetzt ihre Handlungsoptionen", heißt es von Stefanie Jacobsen, Associate Partner bei Bain.
Dabei sei zu erkennen, dass Bankinstitute unterschiedlich agieren. Geldhäuser, die über ein breites Produktspektrum verfügen, erhöhten die Kreditvergabe in der Corona-Krise. Andere wiederum hielten sich in Rezessionen zurück oder waren aufgrund des Risikomanagements dazu gezwungen.
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Kostenstrukturen defizitär
Weiterhin lässt sich laut der aktuellen Auswertung der halbjährlich durchgeführten Erhebung erkennen, dass die Kostenstrukturen "erhebliche Defizite" aufweist. Die Verwaltungsaufwendungen der untersuchten 100 größten deutschen Institute nahmen zu. Dabei wird die Digitalisierung auch zukünftig noch weitere Kosten erzeugen, weiß Jacobsen.
"Die Erwartungen der Kunden an die Digitalisierung werden immer größer, ganz gleich, in welcher Branche sie tätig sind. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch einmal beschleunigt", so Jacobsen. "Zahlreiche Kreditinstitute haben zwar ihre Bemühungen zur Digitalisierung von Abschlussstrecken in den letzten Monaten deutlich forciert, Nachholbedarf besteht aber nach wie vor."
Negative Eigenkapitalrentabilität
Weiterhin wurde berechnet, dass die Eigenkapitalrentabilität im Firmenkundengeschäft im ersten Halbjahr 2020 auf minus 2 Prozent gesunken ist, ein ebenfalls neuer Tiefstwert. 2008/2009 war er zuletzt bei minus 1 Prozent.
Der Bain-Index konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Die Rohdaten werden auf Einmaleffekte, wie Übernahmen, untersucht und gegebenenfalls bereinigt.