Shortseller schießt weiter gegen Grenke, Unternehmen beauftragt unabhängigen Gutachter

In einem Zeitungsinterview verrät der Shortseller Fraser Perring, wie er auf Grenke gekommen ist - und warum es noch mehr Skandalfälle in Deutschland geben könnte.
Flaggen mit dem Schriftzug des Finanzdienstleisters Grenke AG wehen an der Zentrale der im MDax notierten Aktiengesellschaft. | Foto: picture alliance/Uli Deck/dpa
Flaggen mit dem Schriftzug des Finanzdienstleisters Grenke AG wehen an der Zentrale der im MDax notierten Aktiengesellschaft. | Foto: picture alliance/Uli Deck/dpa

Fraser Perring ist der Mann, der hinter den Vorwürfen steht, die vor knapp einer Woche gegen die Grenke AG erhoben wurden. Der mit ihm verbundene Informationsdienst Viceroy Research, hatte in einem umfangreichen Bericht schwere Anschuldigungen gegen den Leasingspezialisten vorgebracht.

Die Aktie war daraufhin zu Beginn der vergangenen Woche noch 55 Euro wert, wird aktuell aber nur noch mit gut 33 Euro rund 40 Prozent darunter gehandelt.

Börsendienst erhebt Betrugsvorwürfe gegen Grenke 

In der Wirtschaftswoche gab der ehemalige Sozialarbeiter, der heute sein Geld mit Wetten im Aktienmarkt verdient, preis, warum er sich ausgerechnet mit der MDax-notierten Grenke AG beschäftigt hat.

Perring sammelt weiter Informationen

"Ich habe einen Freund, der Ärger mit Grenke hat und ein Gerichtsverfahren gegen sie ausfechten muss", so Perring in dem Interview. Daher habe er Anfang 2020 angefangen zu recherchieren. Für seinen Bericht schaute sich der Shortseller "öffentlich verfügbare Informationen an, vom Unternehmen oder aus Registern". Bei Grenke seien jetzt aber auch eine Menge Leute auf ihn zugekommen, so Perring, die noch mehr Informationen haben.

"Entscheidend ist, wie man sie zusammenpuzzelt. Wir haben Monate an dem Grenke-Report gearbeitet. Irgendwann findet man Fakten, die sie hätten veröffentlichen müssen". Damit meint Perring vor allem den Umstand, dass Wolfgang Grenke an der Wiener Firma CTP beteiligt sei, die Firmen an die Grenke AG verkauft hat.

Den Einwand, dass der Firmengründer erst seit 2020 an der Firma beteiligt ist, lässt Perring nicht gelten. Grenke habe nicht offengelegt, wem die CTP vorher gehört hat. "Wir haben jetzt Informationen publiziert, die zeigen, dass die Mailserver der CTP von Grenke gehostet worden sind - mindestens ab 2018", so Perring.

Grenke klärt über Kontostand auf

In seinem Report hatte Perring auch vermutet, dass ein substanzieller Teil von Grenkes Cash gar nicht existiere - ein Vorwurf, den er nun nicht explizit wiederholen will. Grenke hatte bereits dagegen eingewandt, das Geld liege auf Konten der Deutschen Bundesbank und bei deutschen Geschäftsbanken.

Auf der Internetseite veröffenlichte das Unternehmen bereits Konotauszüge. Demnach befanden sich Ende Juni auf zwei Konten der Grenke AG und der Grenke Bank bei der Bundesbank zusammen gut 850 Mio. Euro, wie aus den am Donnerstag auf einer Webseite des Konzerns bereitgestellten Auszügen hervorgeht.

Am ersten Tag im Juli kamen auf einem der Konten noch 80 Mio. Euro per Überweisung hinzu. Der Grenke-Konzern hatte im Zwischenbericht für den Stichtag Ende Juni ein Kontenguthaben von 849 Mio. Euro bei der Bundesbank ausgewiesen. Zuletzt sprach Grenke von einem Guthaben von 761 Mio. Euro per Mitte September.

Zudem gab Grenke heute bekannt, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein die angekündigte Prüfung der Übenahmen der Franchise-Unternehmen übernehmen wird.

"Das Gutachten wird sich unter anderem auf die Marktüblichkeit der Bewertungen, die Vorteilhaftigkeit für die Grenke AG und die Validierung der geschlossenen Kaufverträge einschließlich der beteiligten Parteien erstrecken", so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Mit dem unabhängigen Gutachten hofft Grenke, die Vorwürfe aus der Welt räumen zu können, nachdem das Unternehmen zunächst eine Prüfung durch seinen Abschlussprüfer angedacht hatte.

Perring, der auch zu Wirecard ein kritischen Bericht vorgelegt hatte, wird das Unternehmen aber wohl nicht so schnell vom Haken lassen.

Er glaubt, dass sich Fälle wie der Betrugsskandal bei Wirecard wiederholen werden. "Deutschland hat ein System, das auf Selbstregulierung basiert - aber das ist nur eine gute Strategie, wenn sich alle an die Regeln halten", so Perring in der Wirtschaftswoche - und er behauptet erneut, auch die BaFin bereits mit Informationen zu Grenke versorgt zu haben. Die Finanzaufseher hatten in der vergangenen Woche verneint, vorab über den Fall informiert worden zu sein.

BaFin will im Fall Grenke in alle Richtungen prüfen 

"Ich habe sogar einen Beleg mit Unterschrift, dass die Briefe versendet worden sind", so Perring. "Aber wahrscheinlich haben sie die Unterlagen in den Mülleimer geworfen - so wie bei meinen Wirecard-Berichten." Immerhin sei die BaFin bei Grenke jetzt unter Druck, weil die europäische Aufsicht ESMA sehr genau schaut, wie sie den Fall behandele.

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