US-Justiz untersucht Verwicklung von Wirecard in angeblichen Betrugsfall

Die US-amerikanische Justiz überprüft nach Medienberichten, ob die Wirecard AG eine entscheidende Rolle bei einer angeblichen Verschwörung gespielt hat. Es geht um 100 Mio. US-Dollar - und einen Bankbetrug bei einem Online-Marihuana-Marktplatz. Das hat das Wallstreet Journal nach eigenen Angaben von mit der Untersuchung vertrauten Personen erfahren.
Demnach wurde das Noch-Dax-Unternehmen zwar in der Angelegenheit nicht angeklagt und taucht in öffentlichen Gerichtsunterlagen nicht auf. Jedoch habe ein Wirecard-Manager angeboten, die Kaution zu hinterlegen, als ein deutscher E-Commerce-Berater im März in Kalifornien festgenommen und inhaftiert wurde, wie Gerichtsakten belegen würden.
Zahlungsabwicklung über Scheinfirmen
Laut dem Bericht wurden zwei Geschäftsleute wegen des mutmaßlichen Betrugs angeklagt. Sie sollen sich unter anderem mit externen Zahlungsabwicklern dazu verschworen haben, US-Banken zur Genehmigung von Kreditkartenzahlungen für Marihuana-Produkte zu verleiten.
Möglich sei dies laut der Staatsanwaltschaft dadurch geworden, indem die Männer Schein-Unternehmen mit Konten bei Offshore-Handelsbanken verwendeten, die wiederum hohe Gebühren für die Transaktionen kassierten, berichtet das Wallstreet Journal.
Frage der Legalität
Die US-Staatsanwaltschaft in Manhattan und die New Yorker Außenstelle des FBI prüfen die Rolle von Wirecard und früherer oder aktueller Spitzenmanager - angeblich sowohl unter dem Aspekt als Zahlungsabwickler als auch als Offshore-Handelsbank bei der Verschwörung.
Die Festgenommenen wehrten sich gegen die Vorwürfe, heißt es, da die angeblich betrogenen Banken kein Geld verloren hätten und die eigentlichen Marihuana-Geschäfte nach kalifornischem Gesetz legal waren.
Der Online-Marktplatz Eaze bietet die Lieferung von Cannabis-Produkten im Großraum Los Angeles / San Diego und in Oakland an. Die Firma selbst wurde nicht angeklagt. Obwohl zahlreiche US-Bundesstaaten den Verkauf von Marihuana-Produkten legalisiert haben, ist der Handel nach Bundesgesetzen immer noch verboten.
Aufgrund dieser unklaren Rechtslage verweigern US-Banken Marihuana-Händlern oft Konten, sodass diese zu Bargeldgeschäften gezwungen sind - was wiederum die Gefahr von Überfällen erhöht. Die Händler könnten deshalb geneigt sein, nach Wegen zu suchen, wie sie doch bargeldlose Zahlungen akzeptieren könnten. In rund der Hälfte der US-Bundesstaaten ist Marihuana entweder legalisiert oder entkriminalisiert.