Betrug mit Corona-Soforthilfen soll in die Millionen gehen

Ob mit Fake-Seiten oder falschen Anträgen - Corona-Soforthilfen lockten zahlreiche Betrüger an. Ermittler gehen über 2000 Verdachtsfällen nach - doch gesicherte Zahlen gibt es noch nicht.
Antrag auf Corona-Soforthilfe | Foto: picture alliance / SvenSimon
Antrag auf Corona-Soforthilfe | Foto: picture alliance / SvenSimon
dpa

Schnell und unbürokratisch sollten Hilfsgelder in der Corona-Krise ausgezahlt werden. Dabei haben aber einige die Hand aufgehalten, denen das Geld nicht zusteht. In allen Bundesländern ermitteln die Behörden derzeit wegen möglicher Betrugsfälle mit den Corona-Soforthilfen.

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Landeskriminalämtern, Staatsanwaltschaften und Landesministerien zeigt: Die Aufarbeitung hat erst begonnen.

Millionenschaden in Berlin

Die Oberstaatsanwaltschaft in Berlin berichtete etwa bis Ende Mai von Vermögenssicherungsmaßnahmen zwischen 3,5 und 4 Millionen Euro, in Bayern betrug der vermutete Schaden zu dem Zeitpunkt knapp 900.000 Euro. In Niedersachsen schätzte die Polizei den Schaden auf etwa 300.000 Euro. In Nordrhein-Westfalen gehen die Ermittler davon aus, dass allein durch den Betrug mittels sogenannter Fake-Seiten in elf Fällen ein Schaden von über 227.000 Euro verursacht wurde.

Noch gibt gibt es eine hohe Dunkelziffer

Die Zahl der bestätigten Betrugsfälle kann derzeit weder auf Landes- noch auf Bundesebene verlässlich benannt werden, weil die Ermittlungen vielerorts noch laufen. Dabei handelt es sich zunächst auch um Verdachtsfälle und keine bestätigten Fälle. Laut den Angaben der Behörden gab es Ende Mai bundesweit mindestens 2.200 Betrugsverdachtsfälle.

Die Zahl ist nur bedingt aussagekräftig. Darin sind etwa keine Fälle aus Nordrhein-Westfalen enthalten. Das dortige Landeskriminalamt konnte bisher keine Angaben zu Verdachtsfällen machen.

Nicht jeder Verdachtsfall ist ein Betrugsfall

Ein Verdachtsfall ist nicht gleich ein Betrug oder eine sonstige strafbare Handlung. In Nordrhein-Westfalen hatten sich laut einem Sprecher der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime beispielsweise aus etwa 900 Einzelanzeigen im Zusammenhang mit Fake-Seiten bis kurz vor Ende der Auswertung rund elf tatsächliche Betrugsfälle ergeben.

Die Zahl der Verdachtsfälle variiert zudem stark von Land zu Land: In Berlin liefen Ende Mai rund 500 Ermittlungsverfahren, "täglich kommen etwa 40 neue Verfahren hinzu", hieß es von der Oberstaatsanwaltschaft. Aus Hamburg wurden Ende Mai über 80 Verdachtsfälle gemeldet.

Die "Bild am Sonntag" meldete am vergangenen Wochenende, dass die Zahl der Subventionsbetrugsfälle bundesweit sogar bei mehr als 3.000 liege.

Verschiedene Arten des Betrugs

Die Betrüger benutzen verschiedene Maschen. In einigen Fällen werden schlicht falsche Angaben zur Situation gemacht oder Gelder nicht sachgerecht eingesezt. Andere Unternehmen, für die Gelder beantragt werden, existieren gar nicht oder sind bereits lange insolvent, andere beantragen die Hilfen mehrfach. Andere versuchen, mit den Daten anderer Menschen an die Hilfen zu kommen - via Internet- oder Telefonbetrug oder auch über Trickdiebstahl an der Haustür.

Mindestens 18 Fake-Seiten fischten nach Daten

Häufig wurde versucht, mit Hilfe sogenannter Fake-Seiten, die meist offizielle Onlineauftritte imitieren, an Daten zu gelangen. Nach dpa-Recherchen sind mindestens 18 solcher Fake-Seiten in über der Hälfte aller Bundesländer bekannt. Auch mit Hilfe von gefälschten Emails - sogenannten Phishing-Mails - versuchten Betrügen, Daten abzugreifen.

Der Betrug fällt oft dann auf, wenn die Förderbanken auf Landesebene Unstimmigkeiten im Antrag feststellen. Teilweise melden auch die Banken, bei denen die Antragsteller ihr Konto haben, dass ihr Kunde keinen Anspruch auf die Gelder hat.

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